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homeland, 2006
Ausstellungsansicht, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig, 2011
Mervin Riley
Clara Coulthart
Bob Glanville
homeland, Australien 2006
Diese Arbeit berichtet von den sogenannten »half- caste« Aborigines- Kindern, die im Australien des vorigen Jahrhunderts aufgrund staatlicher Maßnahmen aus ihren Ursprungsfamilien gerissen wurden, um sie von ihrer Kultur zu entfremden. Die Beraubung ihrer Identität mündete schließlich in der Auflösung ihrer Kultur. Während eines 3-monatigen, durch den DAAD geförderten Studienaufenthaltes in Australien im Jahr 2004 wurde es mir möglich, vor Ort darüber Material zu sammeln. Vornehmlich geht es hier um die ehemaligen Heime und Institutionen, als konkrete Orte des Geschehens. Und somit um Erinnerungsräume und das Aufsuchen und Dokumentieren von Plätzen, die mit einer starken Vergangenheit aufgeladen sind. In der Installation an der Wand sind persönliche Erinnerungssequenzen von dem Augenblick, in dem die Kinder weggeholt worden sind als Texte mit Außenansichten der ehemaligen Heime verbunden.
Als der Zug anfuhr, bekam sie Angst, dann sah sie ihre Mutter, ihre Tante und ihren Onkel am Bahnsteig stehen und schreien.
Sie verstand weder, was gerade passierte, noch warum man sie ohne Mutter und Großmutter irgendwohin schicken wollte.
Sie dachten nicht, dass sie für immer fort sein würden.
An vieles möchte er sich nicht mehr erinnern.
Die ganzen Jahre über glaubte sie, dass ihre Mutter sie verlassen und weggegeben hätte.
Sie wurdengetrennt. Die drei kleineren Mädchen kamen nach Bomaderry, die drei größeren nach Cootamundra und die Jungs nach Kinchela.
Er schrieb immer wieder nach Hause. Er wollte wissen, wie lange er noch bleiben müsse und wann sie käme, um ihn wieder abzuholen. Aber er kann sich nicht daran erinnern, jemals einen Brief von seiner Mutter bekommen zu haben.
Sie erinnert sich gut an das Kleid, das sie damals trug, es waren Äpfel darauf und
Orangen und Birnen.
Er dachte, sie würden eine große Reise machen. Seine Mutter sah er seitdem nicht mehr und sie hatten ihm nicht mitgeteilt, dass sie zwischendurch gestorben war.
Die Eisenbahn sahen sie oft vorbei fahren und nun freuten sie sich, weil sie einsteigen durften.
Sie konnte ihrer Mutter nicht mehr auf Wiedersehen sagen.
Die Polizisten nahmen ihn mit. Das Auto war ein 36er Ford, fast neu. Es roch nach Leder und Abgasen.
An die Reise
nach Cootamundra kann er sich nicht mehr erinnern, nur noch an den ersten Tag dort. Es muß ein sehr weiter Weg gewesen sein.
Die Landschaften unterwegs hatte er noch nie gesehen, so viele Berge und das ausgetrocknete Land. Dort, wo er herkam, gab es viele Seen.
Er klammerte seine Arme so fest er konnte um ihren Hals. Sie stießen sie trotzdem fort und nahmen ihn wieder mit nach Broome. Diesmal wurde er so eingesperrt, dass er nichtwieder entkam.
Ihre Eltern begannen zu trinken. Als später ihr kleiner Bruder starb, kamen sie ins Gefängnis und alle Kinder wurden weggebracht.
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